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de/3 vom 9. Juni 2015



Inhaltsverzeichnis



© 2013 Frederik Schrader / Dresden Marketing GmbH


Internationale Jahreskonferenz des Klima-Bündnis 2015 in Dresden


DEVELOPING EUROPE - Eröffnung



Dirk Hilbert


Joachim Lorenz


Jorge Furagaro

Die 23. Internationale Jahreskonferenz des Klima-Bündnis vom 22. bis 25. April 2015 in Dresden wurde – trotz des Bahnstreiks in Deutschland und einiger Absagen deswegen – von mehr als 200 Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen sowie nationaler Regierungen, EU-Institutionen, der Industrie und aus der Amazonasregion besucht. „DEVELOPING EUROPE – Versorgungssicherheit vor Ort stärken“ lautete das Motto der Konferenz mit TeilnehmerInnen aus 24 Ländern Europas und Lateinamerikas.
Erster Bürgermeister Dirk Hilbert begrüßte für die gastgebende Landeshauptstadt Dresden die Konferenzbesucher und -besucherinnen ganz herzlich. Er hob hervor, dass sich hinter dem bekannten malerischen Stadtbild von Dresden ein Hightech-Standort mit Exzellenzuniversität und hochinnovativen Unternehmen verberge. Die TeilnehmerInnen forderte er auf, selber zu entdecken, was sich in der Stadt, die seit 1994 Mitglied im Klima-Bündnis ist, getan und entwickelt hat.
Joachim Lorenz, scheidender Vorsitzender des Klima-Bündnis und Referent für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstand München, dankte in seiner Begrüßung Dresden für seine Gastfreundschaft und die Ausrichtung der Konferenz im 25sten Jahr seit der Gründung des Klima-Bündnis. Er sieht die Klima-Bündnis-Kommunen so gut positioniert, dass sie eine Säule in der von der EU angestrebten Energieunion bilden können. Das hieße, dass die Städte und Gemeinden die Klimafolgen zum Wohle aller WeltbürgerInnen reduzieren.
Im Laufe der letzten 25 Jahre hat das Klima-Bündnis auch in Solidarität mit den indigenen Völkern des Amazonasgebietes gehandelt, die einen großen Beitrag zum Klimaschutz durch den Erhalt des Regenwalds leisten. Jorge Furagaro, stellvertretender Vorsitzender des Klima-Bündnis sowie Koordinator für Umwelt, Klimawandel und Biodiversität der COICA (Dachverband der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens), begrüßte die TeilnehmerInnen auch im Namen der Indigenen des Amazonas- gebietes, freute sich über den erfolgreichen feierlichen Abschluss des Projekts GRÜN und erwartet viele weitere spannende Regenwald-Projekte.



im Publikum: Jorge Furagaro, Thomas Brose und Letitia Luzia Yawanawa


Die Rolle der Kommunen bei der Versorgungssicherheit


Einführung und Diskussion



Hans-Josef Fell


Michael Wübbels


Csaba Borboly

Die zentrale Rolle der erneuerbaren Energien für die Versorgungs- sicherheit betonte in seinem Vortrag Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group. Darüber hinaus könnten durch deren Nutzung auch die großen Herausforderungen des Klimawandels bewältigt sowie Kriegsgefahren und Wirtschaftskrisen deutlich reduziert werden. Gemeinsam mit Energieeinsparungen durch Energieeffizienz seien erneuerbare Energien in vielen Bereichen schon heute wirtschaftlicher als fossile oder atomare Energieformen.
Die Herausforderungen für die Versorgungssicherheit stellte Michael Wübbels, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verband Kommunaler Unternehmen in Deutschland, aus der Sicht der Stadtwerke dar. Sie stehen als Versorger, Unterstützer und Kooperationspartner im Mittelpunkt der Aktivitäten um die Versorgungssicherheit in Kommunen. Sie müssen sich an die neuen Gegebenheiten, wie den starken Ausbau fluktuierender, regenerativer Energien, anpassen und somit ihre Geschäftsmodelle und Unternehmensstrategien überdenken. Kooperationen stellen eine Möglichkeit dar, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.
Energiesicherheit sei nur durch die Verbindung von Energieeffizienz mit der Nutzung erneuerbarer Energien gewährleistet, erläuterte Csaba Borboly, Mitglied im Ausschuss der Regionen und Vorsitzender des Stadtrates von Harghita (RO). Dafür müssten verbesserte Rahmenbedingungen für lokale und regionale Energieinfrastrukturen geschaffen und die Bürgerenergie gefördert werden. In seiner Präsentation stellte Csaba Borboly auch Praxisbeispiele zur Steigerung der Ressourcen- effizienz im Gebäudebereich, für Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien in Rumänien vor.

Podiumsdiskussion



Rainer Handlfinger (li.) und John Tanner


Eriberto Gualinga

Nach den drei Eingangsbeiträgen wurde die Frage nach der Rolle der Kommunen bei der Energieversorgungssicherheit von einer Vielzahl von Akteuren auf dem Podium diskutiert, darunter als VertreterInnen der Kommunen Fernand Schiltz von der Gemeinde Contern (LU), Csaba Borboly von Harghite (RO), Rainer Handlfinger von Ober-Grafendorf (AT) und John Tanner von Oxford (UK), als Vertreter von der nationalen Ebene Camille Gira (LU), aus dem öffentlichen Versorgungssektor Gerhard Holtmeier, Thüga AG, Michael Wübbels, VKU, und Reiner Zieschank, DREWAG Stadtwerke Dresden, sowie Eriberto Gualinga von der Kichwa Gemeinde Sarayaku, Ecuador.
Alle Akteure vermittelten die Kernaussage, dass eine Mischung aus einem Anstieg der Energieeffizienz, Energieeinsparung und eine Steigerung bei den erneuerbaren Energien die drei wichtigsten Säulen der Energiesicherheit sind, bei denen Kommunen eine führende Rolle spielen können. Die Vertreter der Städte und Gemeinden fügten hinzu, dass für die Umsetzung der Maßnahmen im Bereich der Sicherheit der Energieversorgung die Beteiligung und Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger entscheidend sei. Bei Energieeinsparungen spielt Suffizienz eine wichtige Rolle. Der öffentliche Versorgungssektor unterstrich, dass die lokale Produktion wichtig für die Sicherheit der Energieversorgung sei und daher die Verteilnetze ausgebaut werden müssten. Eine wichtige Änderung in der Zukunft werden hoffentlich die VerbraucherInnen sein, die mit immer weniger Energie benötigen, so dass die Kundenbindung für öffentliche Versorgungsunternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt.



von links: Rainer Handlfinger, Reiner Zieschank, Camille Gira, Sarah Mekjian (Moderation), Gerhard Holtmeier, Michael Wübbels, John Tanner und Fernand Schiltz


Parallele Foren


Lokale Energieversorgung – Die Einbindung erneuerbarer Energien



Ralf Strothteicher

Um zu gewährleisten, dass die Energiewende sicher, finanziell tragbar, umweltverträglich und sozialverträglich verläuft, müssen neue Wege gegangen und die Umsetzung kreativ gestaltet werden.
Bernhard Reinitzhuber von der Landeshauptstadt Klagenfurt (AT), berichtete von der Erstellung und den Ergebnissen eines nachhaltigen Energieaktionsplans für die Stadt Klagenfurt. Die größte Herausforderung für den Klimaschutz in Klagenfurt liegt im Mobilitätsbereich.
Ralf Strothteicher von der Stadtentwässerung Dresden (DE), stellte den Weg vom Klärwerk zum energieautarken Klärpark dar. Er machte am Beispiel des Dresdner Klärwerkes deutlich, welche unterschiedlichen Energiequellen in Kläranlagen genutzt werden können und wie dadurch ein großer kommunaler Energieverbraucher zum energetischen Selbstversorger umgewandelt werden kann.
Tilman Werner, DREWAG Stadtwerke Dresden (DE), zeigte, welche Rolle große Batteriespeicher in der Energiewende spielen können. Er stellte dies an Hand eines Pilotprojektes dar, das die DREWAG derzeit durchführt. Für die geschäftliche Weiterentwicklung der DREWAG gilt das Motto: „Nicht Kilowattstunden, sondern intelligente Lösungen verkaufen.“

Integration von Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel



Matthias Lerm, Jena

Eine abgestimmte Klimapolitik, die Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel integriert, ist wichtig, um wirksame Maßnahmen auf der lokalen Ebene auszulösen. Aus dieser Sicht ergänzen sich die beiden EU-Initiativen Konvent der Bürgermeister, der Klimaschutz in den Mittelpunkt rückt, und Mayors Adapt, mit dem Fokus auf Anpassung an den Klimawandel. Schwerpunkte und Unterschiede der zwei Initiativen stellte Lucie Blondel, Klima-Bündnis-Mitarbeiterin im Büro des Konvent der Bürgermeister und Mayors Adapt, zu Beginn des Forums vor.
Christian Korndörfer von der Landeshauptstadt Dresden (DE) und Matthias Lerm von der Stadt Jena (DE) präsentierten Anpassungsmaßnahmen aus dem Bereich der Stadtplanung. Dresden steht vor der Herausforderung, Merkmale einer Gartenstadt mit urbaner Verdichtung zu vereinbaren. Für diese Synthese will Dresden ein verzweigtes Netz von Grünflächen entlang der kommunalen Bäche und Fließgewässer aufbauen. In Jena wird nach dem Ansatz der „4 Vs: Vermeiden, Verringern, Verträglich gestalten, Versichern“ gearbeitet. Für Venedig (IT), einer Stadt mit langer Anpassungsgeschichte, stellte Alessandro Tasinato die Strategien vor, mit Überschwemmungen und Sedimenttransport im Bereich der Lagune umzugehen.

Konvent der Bürgermeister – Lokaler Klimaschutz in Kommunen Osteuropas



Iryna Horodyska (li.) und Mariia Druzhynina

Die Unterzeichner des Konvent der Bürgermeister Ost und des Konvent der Bürgermeister in der EU in den osteuropäischen Ländern und in Zentralasien teilen eine gemeinsame Geschichte und die ehemalige Verwaltungsstruktur, die den operativen Rahmen der Kommunen bis heute beeinflusst. Während des Forums hatten drei Unterzeichner-Kommunen die Möglichkeit, sich über Lösungen und Erfahrungen in Bezug auf Fernwärme, nachhaltigen Verkehr und Finanzierung der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auszutauschen.
Fritz Pielenz zeigte, wie die Stadt Dresden ihr Fernwärmesystem sanierte, deren Finanzierung gewährleistete und wie die Stadt mit der Heraus- forderung einer schrumpfenden Bevölkerung nach der Wiedervereinigung umgeht. Vita Kontić beeindruckte mit dem Konzept und den Bestrebungen den für FußgängerInnen und RadfahrerInnen reservierten Raum in der Stadt Ljubljana zu erhöhen. Sie betonte die Bedeutung der Einbindung der BürgerInnen und Kinder als wichtige Zielgruppen. Sie riet außerdem zu Auszeichnungen als Mittel zur Verbreitung von guten Projektergebnissen, durch die auch zukünftige Finanzierungen und Investoren gefunden werden könnten. Vertreterinnen der Ukraine, Mariia Druzhynina aus der Stadt Winnyzja und Olena Klak aus der Stadt Zhovkva, fuhren fort, indem sie gute Beispiele zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen vorstellten und dazu aufforderten, die Vielzahl vorhandener Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen.
Kooperationsplattform installiert: Doch oft haben Städte und Gemeinden im Osten bis heute wenig Möglichkeiten, die Herausforderungen und Lösungswege bei der Entwicklung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu teilen. Um diese Hürde zu überwinden wurde in Dresden die Kooperationsplattform in Anwesenheit von TeilnehmerInnen aus Armenien, Belarus, Deutschland, Georgien, Moldawien, Slowenien, Ukraine und Ungarn gestartet.
www.konventderbuergermeister.eu

Konvent der Bürgermeister – wie weiter nach 2020?



Ludwig Arentz (li.) und Julie Learnoes

Die EU-Initiative Konvent der Bürgermeister zeigt deutlich die Bedeutung der lokalen Ebene, von der mehr als 4.500 nachhaltige Energieaktions- pläne (SEAPs) eingereicht wurden. Weiterhin ist es wichtig, dass die Initiative im EU-Rahmen der Energie- und Klimapolitik 2030 verankert und ihre Dauerhaftigkeit gewährleistet wird.
Julie Laernoes von der Stadt Nantes (FR) präsentierte, wie der Konvent der Bürgermeister die Klimaaktivitäten auch eine führende Kommune beeinflusst, und betonte: „Die Konvent-Initiative hilft wirklich dabei, dass Maßnahmen auf lokaler Ebene wirksamer sind“. Tine Heyse von der Stadt Gent (BE) schickte eine Notiz: Sie betonte, dass der Konvent langfristige Ziele brauche, die im Einklang mit dem langfristigen Ziel des EU-Fahrplans für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft im Jahr 2050 stehen sollten.
Joachim Helbig und Ludwig Arentz stellten die Süd-Partnerschaften der Städte Bonn und Köln (beide DE) vor. Sie sprachen über Reibungsverluste, weil meist zwei verschiedene Ämter der Stadtverwaltung für die Themen Klimawandel und Nord-Süd-Zusammenarbeit zuständig seien. Bei der Wahl einer Partnerstadt im Süden sollte ein intensiverer kultureller Austausch und die Beteiligung von mehr BürgerInnen berücksichtigt werden.
Die TeilnehmerInnen im Publikum verlangten für die Klima-Bündnis-Mitglieder einen stärker unterstützenden Konvent und, dass die Nord-Süd-Solidarität ein Teil des Konvent sein sollte. Es wurden neue Indikatoren wie „neu entstandene Arbeitsplätze“ gefordert und die Zusammengehörigkeit beider Initiativen – Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandels – wurde betont.
Weitere Informationen

EYD2015: Entwicklungsmodelle auf dem Prüfstand



Thomas Brose (li.) und Jorge Furagaro


Klaus Hecht (li.) und Eriberto Gualinga

Das aktuelle auf Wachstum basierende Entwicklungsmodell verbraucht unverhältnismäßig viele natürliche Ressourcen und ist verantwortlich für globale Probleme wie den Klimawandel. Indigene Völker versuchen Alternativen zu entwickeln, die auf ihren kulturellen Wurzeln basieren und den Erhalt der Umwelt und der Ressourcen in den Vordergrund rücken.
Jorge Furagaro von der COICA kritisierte das Instrument REDD+ (Reduktion von Emissionen aus Zerstörung und Degradation von Wäldern) der Rahmenkonvention der UN über Klimaänderungen, da indigene Völker REDD+ nicht als integrierten Ansatz zum Schutz der Wälder sehen. Die kulturellen Rechte – mit verschiedenen Kulturen, verschiedenen Sprachen und unterschiedlichen Kommunikationssystemen – und die Sicherstellung des Lebensunterhaltes der Amazonas-Völker müssen gewährleistet sein. Anpflanzungen von Zuckerrohr und Soja für die Herstellung von Treibstoffen verursacht Entwaldungen. Aber die Erhaltung der Natur bedeutet nicht automatisch, Bewahrung der Lebensweise der indigenen Völker. Die Verwaltung von indigenen Gebieten und Wäldern sollte gesetzlich durch indigene Völkern gesichert werden.
Eriberto Gualinga von der indigenen Gemeinschaft Sarayaku in Ecuador betonte, dass das Leben im Wald für die Sarayaku-Bevölkerung nicht nur den Erhalt der Wälder bedeutet, sondern die Entwicklung der Wälder in allen ihren Dimensionen – Fauna und Flora, Mikroorganisationen und Spiritualität. Sie wollen keine möglichen Öl- oder Bergbauprojekte in ihren Wäldern haben. Das bedeutet, den Lebensunterhalt langfristig zu sichern, über Jahrzehnte und Generationen hinweg. Diesen Wunsch will die Sarayaku-Bevölkerung an andere Nationen und die UN weiterreichen.

Impressionen



Julie Laernoes, Vizepräsidentin von Nantes Métropole, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Nantes, Frankreich, und Vorstandsmitglied des Klima-Bündnis: „Ein erfolgreiches globales Klimaabkommen braucht… die volle Mobilisierung der kommunalen Regierungen, die den Klimawandel effektiv mit den Bürgern und Bürgerinnen vor Ort angehen können.“

 

 


 

Lasha Nakashidze, Stadt Batumi, Georgien: „Ambitionierte Klimapolitik auf lokaler Ebene erfordert... erheblichen Einfluss der globalen Ebene.“

 

 

 


 

Eriberto Gualinga, Indigene Gemeinde Sarayaku, Ecuador: „Globale Partnerschaften sind wichtig... um eine Lösung für die drohenden Klimaveränderungen gemeinsam zu finden: indigene Völker und die westliche Gesellschaft.“

 

 

Die Rolle der Kommunen - national, europäisch und international


25 Jahre Klima-Bündnis – Einsichten, Aussichten, Erfahrungen



Karl-Ludwig Schibel

Zum 25. Jahrestag des Klima-Bündnis blickte Karl-Ludwig Schibel, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Klima-Bündnis, auf ein viertel Jahrhundert kommunalen Klimaschutz zurück. Seit der Gründung des Vereins im Jahre 1990 habe sich viel verändert, aber die Visionen aus der Gründungszeit sind nach wie vor aktuell und bleiben bestehen: Klimagerechtigkeit in einer zukunftsfähigen Welt. Karl-Ludwig Schibel forderte von den Mitgliedern des Klima-Bündnis, „wir müssen uns ernst nehmen“, denn eine Lösung für den Klimawandel komme nicht von der UN, der EU oder anderen Institutionen oder Personen, sondern von jedem und jeder Einzelnen sowie aus jeder Kommune. In seinen Anfängen wurde das Klima-Bündnis vor allem auf drei Arten wahrgenommen: visionär, sendungsbewusst, aber auch ein bisschen exotisch. Inzwischen gibt es sehr viele, auch neue, Akteure im Bereich Klimaschutz, von daher sei es wichtig, auch weiterhin die Identität des Klima-Bündnis hervorzuheben: die „Vitalität eines internationalen und kooperativen Städtenetzwerks“.

Die Rolle der Kommunen im internationalen Klimaschutzprozess



Benoit Leclair


Nick Nuttall


Camille Gira

Zur Vorbereitung des UN-Klimagipfels Ende des Jahres in Paris finden viele Verhandlung und Konferenzen im Vorfeld statt, u.a. die Konferenz der Region Rhône-Alpes am 1. und 2. Juli in Lyon. Benoit Leclair, stellvertretender Vorsitzender der Region Rhône-Alpes, lädt alle Kommunen und NGOs weltweit ein, eine gemeinsame Botschaft für die Verhandlungen einzubringen.
Über einen weiteren wichtigen Meilenstein im Vorfeld der COP berichtete Nicholas Nuttall vom Büro des UNFCCC: Im September soll bei einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs bei den UN die Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung beschlossen werden.
Die 21. Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC), oder COP21, wird dann vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris stattfinden. Camille Gira, Staatssekretär für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur in Luxemburg, wies daraufhin, dass die Finanzierung von Klimaschutz- maßnahmen im globalen Klimaabkommen äußerst wichtig sein wird. Vor allem für lokalen Akteure, wie Städte und Gemeinden, wird dies eine wichtige Rolle spielen.
Pedro Ballesteros, Vertreter der Europäische Kommission, konnte in Dresden leider nicht persönlich anwesend sein, schickte aber eine Videobotschaft. Darin betonte er, dass Städte und Gemeinden auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen werden. Weiterhin führte er aus, dass er sich über den bisherigen Erfolg des Konvent der Bürgermeister freue, und auf breitere Initiativen für die restliche Welt hoffe.

Runde Tische, Exkursionen und Projekt GRÜN


Runde Tische: Innovative Klimaschutz-Projekte und -Initiativen



LUCY die Killermücke

Im Rahmen der Runden Tische wurden in zwei Runden insgesamt 15 Projekte und Initiativen aus Städten und Gemeinden vorgestellt. Die einzelnen Präsentationen thematisierten eine breite Palette an Fragestellungen und Lösungen im kommunalen Klimaschutz. Die Themen boten Informationen zum Energiekonzept in St. Gallen, der Local Road Map in Modena und dem Masterplan in Hannover, zur kommunalen Beschaffung, (Elektro-)Mobilität, Finanzierung von Effizienzmaßnahmen bis hin zur sozialen Nachhaltigkeit mit Quartiersläden und der Nord-Süd-Zusammenarbeit. Und Hans Joachim Wittkowski von der Stadt Hagen stellte sogar ein spannendes Theaterstück für Vorschulkinder vor, die Trilogie „LUCY die Killermücke“ mit Blick auf die Bereiche Bevölkerungswachstum, Welthunger, Armutsbekämpfung, soziale Ungleichheit und Klimawandel.

Exkursionen

Insgesamt wurden von Dresden drei lehrreiche Exkursionen organisiert. Die erste Tour führte zur Kläranlage Dresden-Kaditz. Durch die Nutzung diverser Energiequellen von der Photovoltaik auf einem Gebäudedach über Wasserkraft bis hin zum Klärgas, kann die über 100 Jahre alte Anlage bis jetzt über die Hälfte ihres Energiebedarfes selber decken.
Für die Fahrt zum Heizkraftwerk Reick – dem Ziel der zweiten Exkursion – wurde einer der inzwischen auf 18 Hybrid-Linienbusse angewachsenen Flotte der Dresdner Verkehrsbetriebe genutzt. Am Heizkraftwerk betreibt die DREWAG Sachsens ersten kommerziellen Batteriespeicher, der als Primärregelanlage für das öffentliche Stromnetz erprobt wird. Das innovative Modell- und Demonstrationsvorhaben bildet den Grundstein für den Ausbau praxisgerechter Batterie- speichersysteme.
Die dritte Besichtigungstour führte nach Hellerau, der ersten deutschen Gartenstadt. Nach diesem konzeptionellen Ansatz bilden Wohnen und Arbeiten, Kultur und Bildung eine Einheit. Es entstanden Wohnhäuser für Arbeiter neben größeren Landhäusern, Geschäften, eine Schule mit Wohnheim und ein Badehaus. Bei strahlendem Sonnenschein genossen die 40 TeilnehmerInnen die Exkursion.




Festspielhaus Hellerau, © 2013 Stephan Floß

15 Jahre Projekt GRÜN – Ausklang eines Projekts für Amazonien



Letitia Luiza Yawanawa

Seit dem Jahr 2000 begleitet das Klima-Bündnis das Kunstprojekt GRÜN: Die 100 einzelnen Ölbilder des Künstlers Michael Arantes Müller, die die vielfältigen unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes GRÜN von Indianervölkern des brasilianischen Regenwaldes illustrieren, sind von 100 europäischen Kommunen und Institutionen gegen eine großzügige Spende übernommen worden. Davon wurden von den Projektpartnern in Brasilien Hebammenkurse für indigene Frauen organisiert, Heilkräuter- gärten angelegt, Selbstversorgungskurse durchgeführt und die Autonomie des Waiãpi-Volkes gestärkt.
Am Vorabend der Jahreskonferenz lud das Klima-Bündnis zum feierlichen Ausklang der 15 Projektjahre ein. Dort wurde das letzte Bild von Marion Schneider an die anwesende Präsidentin der indigenen Frauen- organisation SITOAKORE, Letitia Luiza Yawanawa aus Acre in Brasilien, überreicht – als Symbol der Verbundenheit ging das letzte GRÜN-Bild zurück nach Amazonien.
Das Klima-Bündnis dankt allen SpenderInnen und UnterstützerInnen für das Interesse an dem Projekt, die Übernahme der Bilder und vor allem für den finanziellen Beitrag!



Michael Arantes Müller, Letitia Luiza Yawanawa, Thomas Brose und Marion Schneider


Mitgliederversammlung des Klima-Bündnis


Resolution „Die Post-2015 Entwicklungsagenda“



von links: Schibel, Lorenz und Brose


Joachim Helbig, Bonn

Die Resolution „Die Post-2015 Entwicklungsagenda – von Visionen zu Maßnahmen und Lösungen“ wurde auf der Mitgliederversammlung am 23. April 2015 vorgestellt, diskutiert und mit einigen wenigen Enthaltungen einstimmig beschlossen. Darin wird festgehalten, dass sich die Klima-Bündnis-Mitglieder „weiterhin für ambitionierte globale Klimaschutzziele sowie für die Post-2015-Entwicklungsagenda und globale Nachhaltigkeitsziele“ einsetzen. Die wichtige Rolle der Städte und Gemeinden als Schnittstelle zwischen der internationalen, europäischen und nationalen Ebene sowie der Bevölkerung vor Ort wird betont. Als wichtige Voraussetzung wird die „integrative und partizipative Kooperation mit unseren Partnern aus dem Süden“ genannt. Damit die globalen Ziele Wirkung zeigen, verpflichten sich die Klima-Bündnis-Kommunen dazu, die lokale Ebene mit Leben zu füllen. Politischer Wille und zivilgesellschaftliches Engagement sind gefordert.
www.klimabuendnis.org/resolutions

Resolution „Marktmodell Energiewende“


Die Resolution „Marktmodell Energiewende – Position für ein neues Energiesystemdesign“ wurde von der internen Arbeitsgruppe „Energiesicherheit 2050“ verfasst, von der Stadt Frankfurt am Main eingereicht und von Wiebke Fiebig, Leiterin des Energiereferates, während der Mitgliederversammlung vorgestellt.
Im Februar dieses Jahres präsentierte die EU-Kommission ihre Strategie zur Erreichung einer krisenfesten Energieunion. Im Zuge der aktuellen Debatte, fordert das Klima-Bündnis eine EU-weite Umsetzung der Energiewende mit dem Ziel der vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050. Dazu ist ein Marktmodell, das selbstverständlich die Grundsätze der Marktwirtschaft und des Klimaschutzes sowie die physikalisch-technischen Gegebenheiten berücksichtigen muss, mit in der Resolution ausführlich beschriebenen Eckpunkten umzusetzen.
Während der Diskussion wurden Einwände eingebracht und Änderungen gewünscht. Die Resolution ist daher noch nicht beschlossen worden. Änderungsvorschläge sollen jetzt bis Ende Juni an die Europäische Geschäftsstelle geschickt und dort eingearbeitet werden. Während der nächsten Vorstandssitzung soll dann die überarbeitete Resolution beschlossen werden.
Entwurf im Internen Mitgliederbereich → Dokumente

Vorstandswahlen



Giulio Guerzoni


Simone Raskob

Die Mitgliederversammlung am 25. April 2015 hat Giulio Guerzoni, Ratsherr für Sport, Jugend, Umwelt, Energiepolitik und Bürgerdienste, Bevölkerungsschutz und ehrenamtliche Tätigkeiten der Stadt Modena (IT), sowie Simone Raskob, Beigeordnete für Umwelt und Bauen der Stadt Essen (DE), neu in den Vorstand des Klima-Bündnis gewählt. Herzliche Glückwünsche!
Die zwei Vorstandsmitglieder Jorge Furagaro, Koordinator für Umwelt, Klimawandel und Biodiversität der COICA (EC), und Eva Schobesberger, Stadträtin der Stadt Linz (AT), waren bereits im Vorstand und sind erneut gewählt worden.
Sieben weitere Vorstandsmitglieder sind letztes Jahr für zwei Jahre gewählt worden und bleiben im Amt:
Rainer Handlfinger, Bürgermeister der Gemeinde Ober-Grafendorf (AT)
Tine Heyse, Stadträtin der Stadt Gent (BE)
Karin Hungerbühler, Stadt St. Gallen (CH)
Julie Laernoes, Vizepräsidentin der Metropole Nantes (FR)
Holger Matthäus, Senator der Stadt Rostock (DE)
Joan Puigdollers I Fargas, Vize-Präsident der Provinz Barcelona (ES)
Fernand Schiltz, Bürgermeister der Stadt Contern (LU)
Tine Heyse und Holger Matthäus übernehmen die Funktion der Vorstandsvorsitzenden und werden dabei von Jorge Furagaro als stellvertretendem Vorsitzenden unterstützt.
Von Joachim Lorenz, Stadtrat aus München (DE), und Dr. Karl-Ludwig Schibel, Città di Castello (IT), mussten wir uns leider verabschieden. Sie sind aus dem Vorstand des Klima-Bündnis ausgeschieden. Vielen herzlichen Dank für das jahrelange Engagement und die geleistete Arbeit für das Klima-Bündnis. Alles Gute für die Zukunft!



Dr. Karl-Ludwig Schibel (links) und Joachim Lorenz


Weiter Informationen

Online-Dokumentation der Konferenz auf der Klima-Bündnis-Website

Weitere Fotos der Konferenz

Klima-Bündnis Bericht 2014 und Planungen 2015

Die nächste Internationale Jahreskonferenz des Klima-Bündnis wird wahrscheinlich im Herbst 2016 in der Nähe von Wien in Niederösterreich stattfinden. Wir planen außerdem die Auszeichnung der Climate Star Gewinner 2016 während dieser Konferenz. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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Kontakt
Angela Hanisch
Telefon: +49-69-71 71 39-12
Telefax: +49-69-71 71 39-93
a.hanisch@klimabuendnis.org
www.klimabuendnis.org

Impressum

Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder / Alianza del Clima e.V.

Galvanistr. 28
D-60486 Frankfurt am Main
Deutschland

Vereinsregistereintragung:
Amtsgericht Frankfurt am Main, No. 10149

Vorsitzende: Tine Heyse, Gent (BE), und Holger Matthäus, Rostock (DE)
Stellvertretender Vorsitzender: Jorge Furagaro, Quito (EC)

Presserechtlich verantwortlich:
Geschäftsführung Thomas Brose